Hallenbau

Gemeinschaftsleistung aller Schützen

Wenn man sich in den letzten 25 Jahren zwar nicht über die Einführung von weißen Hosen oder eine Rückkehr zum althergebrachten Stangenabend (ohne Frauen!) als Auftakt zum Schützenfest einigen konnte; in einem Punkte zogen die Körbecker St.-Pankratius-Schützen an einem Strang: beim Bau der Möhne-seehalle. In nur 219 Einsatztagen vom 29. Mai 1970 bis zum 4. Juni 1971 leisteten sie 42.800 freiwillige Arbeitsstunden und schufen in einmaliger Gemeinschaftsarbeit eine Halle, die bald zum kulturellen Mittelpunkt weit über die Grenzen der Gemeinde Möhnesee wurde. Bekannte Künstler gastierten hier, namhafte Politiker sprachen, auswärtige Betriebe und Verwaltungen hielten ihre Feste ab und -die Körbecker feiern fröhlich ihre dörflichen Feste.

Zwei Männer waren es vor allem, die sich als Vorreiter mit ganzer Kraft für den Hallenbau einsetzten: Franz Schreiber, im Januar 1970 zum Hauptmann der Schützenbruderschaft gewählt, und Arnold Böddecker, der die Pläne ausarbeitete und den Bau leitete. Und sie fanden bald tatkräftige Helfer, die mit Feuereifer bei der Sache waren.

Schon Anfang der sechziger Jahre wurde der Wunsch nach einer Erneuerung der Schützenhalle laut. Der Körbecker Architekt Werner Solinger erhielt im Januar 1964 einen Planungsauftrag. Und da keinerlei Zeichnungen vorhanden waren, mußte er erst einmal eine Baubestandsaufnahme von der alten Halle machen. Ergebnis: Ein Umbau ist unwirtschaftlich, ein teilweiser Neubau nötig. Aber dann wurde das Projekt erst einmal zu den Akten gelegt.

Zuerst mußte das Gelände gesichert werden. 1965 wurde der Pachtvertrag mit dem damaligen Amt Körbecke geschlossen, 1968 erhielt die Schützenbruderschaft St. Pankratius Körbecke das Erbbaurecht. Küche und Eßraum werden neu gestaltet, und als unterhalb des Schützenplatzes die Wohnsiedlung Fasanenstraße (Vogelsiedlung) entsteht, da nutzen die Schützen ihre Chance und verlegen in Eigenleistung den Kanalisationsanschluß.

Der Umbau der Halle steht nun fast jedes Jahr auf der Tagesordnung der Generalversammlung. 1969 wird stundenlang diskutiert, und nach einer Pause regt Sparkassendirektor Ferdi Breker an, mit der Gemeinde über den Bau einer Mehrzweckhalle zu verhandeln. Beitragsvorauszahlungen und Leihgaben (Bausteine) werden außerdem als Möglichkeiten für die Finanzierung eines Umbaus vorgeschlagen.

Die Debatte des Vorjahres wird in der Generalversammlung am 24. Januar 1970 wieder aufgenommen. “Es kam zu einer lebhaften Diskussion” heißt es im Protokoll. “Ein Entschluß konnte wegen der großen Gegensätze nicht gefaßt werden”. Immerhin einigte man sich auf einen Bauausschuß, in den folgende Schützenbrüder gewählt wurden: Ferdinand Breker, Karl Stark, Josef Balkenhol, Josef Böddeker sen. und Leo Röttger. In der gleichen Versammlung wird übrigens Franz Schreiber zum Schützenhauptmann gewählt.

Schon am 8. Mai 1970 werden die St.-Pankratius-Schützenbrüder erneut zu einer außerordentlichen Generalversammlung zusammengerufen, die im “Westfälischen Hof” stattfindet. Hauptmann Franz Schreiber schlägt vor, “die Halle in mehreren Bauabschnitten den Anforderungen entsprechend zu erneuern bzw. zu renovieren”. Schreiber legt auch gleich einen Finanzierungsplan vor – Gesamtkosten 120.000 DM, bei entsprechender Beteiligung der Körbecker Handwerker nur 100.000 DM – und Arnold Böddecker präsentiert fertige Baupläne. Abstimmungsergebnis: 92 Schützenbrüder sind für den Bau der Halle, nur neun sind dagegen und einer enthält sich der Stimme.

Das Schützenfest 1970 wird noch in der alten Halle gefeiert, aber am Tage nach der Festabrechnung rücken Schreibers Bagger und Raupen an, und als der Oberst Dr. Heribert Egen am nächsten Tag nach dem Rechten schauen will, ist der Abbruch bereits vollendet. Nur eine Mauer steht noch. Sie wird Herbert Eickhoff kurz danach zum Verhängnis. Er stürzt bei Sicherungsarbeiten ab und bricht sich beide Handgelenke. Anton (Toni) Alteköster springt ein und vertritt den Verunglückten so gut es geht ein Vierteljahr lang! Aber das ist auch der einzige Unfall beim gesamten Hallenbau.

Weil jeder weiß, daß das Geld knapp ist, wird äußerst sparsam mit dem Material umgegangen. Die Bretter des alten Tanzfußbodens werden sorgfältig von den Nägeln befreit und später zum Einschalen benutzt. Für die Fundamente wird der Beton mit der Schubkarre angekarrt, damit die angrenzenden Bäume erhalten bleiben. Später müssen sie doch gefällt werden. Hätte man es gleich getan, hätte man die Fundamente mit Betonmischmaschinen gießen können.

Von allen Bauunternehmen im Dorf werden reihum die Speismaschinen entliehen und per Hand zur Halle gezogen. Toni Alteköster, Arnold Böddecker und Ferdinand (Pöstken) Risse kaufen schließlich eine Mischmaschine, die sie später privat ausleihen wollen. Aber als die Halle fertig ist, gibt der Mischer seinen Geist auf.

Die Körbecker Schützen “klotzen” ran. Tagsüber sorgt die “Kolonne Hin und Her” dafür, daß die Handwerker am Abend sofort ihre Arbeit aufnehmen können. Die Männer um die besonders eifrigen Senioren Heinrich Bigge, Adolf Weber, Josef Böddeker, Klemens Knappstein, Fritz List, um nur einige zu nennen, stapeln Steine auf den Gerüsten, rühren Speis an und treffen alle Vorbereitungen, daß die Fachleute, die ja erst nach Feierabend kommen können, keinen Leerlauf haben.

Unter den Experten sind an manchen Samstagen auch einige Maurer aus Wamel – Schützenkameradschaft über die Dorfgrenzen. Als “Oberpoliere” füngieren Martin Wapelhorst mit seinem Helfer Heinrich Spiegel, die gelegentlich auch den Übereifer mancher “Laienhelfer” bremsen müssen, und für alle schwierigen Arbeiten zuständig sind, Säulen einschalen und Sonstiges. Ständig auf der Baustelle sind auch Franz Schreiber, der “Motor des Hallenbaus”, und Architekt Arnold Böddecker. Bauunternehmer Franz Wapelhorst gibt viele gute Tips. Heinrich Büssemeyer bringt manchen LKW voll Sand mit, wenn er Feierabend hat, und Schreiber-Lastwagen laden bei der Rückfahrt in Geseke Zementsäcke auf, die von der Firma Milke KG gespendet werden.

Schützenoberst Dr. Heribert Egen betätigt sich als Handlager, kann aber auch gelegentlich auf andere Weise zum Gelingen des Werkes beitragen. So wird eines Tages ein Hund an der Schützenhalle angefahren und so schwer verletzt, daß das Tier eingeschläfert werden muß. Das Honorar kommt in Toni Altekösters Bierkasse.

“Wer viel arbeitet, muß auch gut essen!” Das ist die Devise des Chefkochs Franz Bröcking, genannt “Yokohama”. Der frühere Schiffskoch der “großdeutschen Kriegsmarine” “zaubert” jeden Samstag eine fantastische Erbsensuppe, schweigt sich aber über die Zutaten aus. Aber soviel steht fest: Gemüse und Suppengrün kommen aus “Pöstkens” Garten, die Brötchen stiftet Ferdi Becker (“Spisse”), und für das Fleisch sorgen Dr. Egen und Toni Alteköster.

Zum Gelingen des Hallenbaues tragen auch die Körbecker Bauern entscheidend bei, die mit ihren Treckern und Anhängern den Bauschutt vom St.-Elisabeth-Hospital, das gerade umgebaut wird, zur Halle transportieren, wo das Material für den Unterbau des Parkplatzes gut zu Passe kommt, Steine aus dem Lippetal holen und das Bauholz aus dem Wald transportieren.

Schon am 17. August kann das Richtfest gefeiert werden. Stolz stellt Schützenoberst Dr. Egen in der dazu anberaumten außerordentlichen Generalversammlung fest, daß trotz notwendiger Mehrarbeiten nicht mit Finanzierungsschwierigkeiten zu rechnen sei, weil man die Eigenleistung geringer veranschlagt habe, Hauptmann Franz Schreiber lobt den Einsatz der Schützen und stellt ergänzend fest: “Durch 4500 Stunden Eigenleistung wurden enorme Kosten gespart”.

Aber dann kam der Winter und damit das “große Fracksausen”, so erinnert sich Martin Wapelhorst. “So langsam bekamen wir Angst vor der eigenen Courage”. Anlaß zur Sorge gaben die Schwierigkeiten mit dem Zwischentrakt für den Eßraum und die Toiletten. Bei Ausschachtungsarbeiten war hier schon ein Bagger aus Franz Schreibers Arsenal zu Bruch gegangen, so hart war das Gestein. Als schließlich noch einer den Vorschlag machte, die Toiletten nicht auszubauen, sondern den Eßraum zu unterkellern und sie dort einzurichten, bekam Franz Schreiber fast einen Tobsuchtsanfall.

Bei der Generalversammlung am 30. Januar 1971 im Hotel Haus Griese kann der Oberst dennoch eine beachtliche Zwischenbilanz ziehen: “Die Halle steht im Rohbau, es fehlen noch die Vertäfelung, der Fußboden und die Toiletten”. Dr. Egen dankt “allen Helfern mit Hacke, Schuppe und Geräten, sowie Spendern von Geld und Material und sonstiger Hilfeleistungen”. Franz Schreiber würdigt vor allem die “uneigennützige Leistung” des Architekten Arnold Böddecker und rühmt die “Verdienste der ausscheidenden Vorstandsmitglieder um den Hallenbau: Anton Alteköster ist unteilbar mit der Halle verbunden. Ohne Bernhard Ahring hätten wir sicherlich noch kein Dach, und Ferdinand Knappstein war immer da, wenn es etwas zu richten oder zu schweißen gab”.

Mit dem Frühjahr kommt auch wieder neuer Mut über die Körbecker Schützenbrüder, die nun zum Endspurt antreten. Arnold Böddecker hat alle Keramikplattenhersteller im weiten Umkreis aufgesucht, bis er die Fußbodenplatten gefunden hat, “die den Wünschen entsprachen und die wir uns leisten konnten”, so Schützenoberst Dr. Egen jetzt. Unter der Regie von Johannes Schlothane werden die Platten verlegt und mit Schleifmaschinen glattgeschliffen “Man hatte fast Angst, eine Staublunge zu kriegen”, erinnert sich Heribert Egen.

Die heimischen Handwerker haben nicht nur nach Feierabend beim Hallenbau mitgeholfen, sie haben auch den einen oder anderen offiziellen Auftrag erledigt. Als immer mehr Rechnungen ins Haus flattern, gehen Franz Schreiber und Ferdinand Risse auf “Good-will-Tour” von Handweker zu Handwerker. Mit Erfolg; es bleibt kaum noch eine Rechnung zu zahlen.

Der Tag der Einweihung rückt näher. Die Einrichtung muß her. Aber es ist kein Pfennig mehr da. In einer Vorstandssitzung in der Dorfschänke geht es so hoch her, daß Architekt Arnold Böddecker unter Protest das Lokal verläßt. Dr. Egen: “Zum guten Schluß bürgte jedes Vorstandsmitglied persönlich für die Anschaffung von 1000 Stühlen und den dazu gehörenden Tischen”.

Am 5. Juni 1971 ist es soweit: Die Möhneseehalle wird eingeweiht. In der Westfalenpost heißt es dazu: “Bei der Einweihung der Möhneseehalle rühmen die Festredner mit Recht den beispielhaften Idealismus und die vorbildliche Einsatzfreudigkeit der Körbecker St.-Pankratius-Schützen”. – “Schützenhauptmann und Hallen-Initiator, Franz Schreiber, führte die Ehrengäste durch die neue Halle. Es kamen, sahen und staunten: der stellvertretende Landrat Wolkewitz, Bürgermeister Belke, Oberkreisdirektor Harling, Gemeindedirektor Siepmann, der Bundesoberst des Sauerländer Schützenbundes, Amtsdirektor Schaa aus Störmede, der kanadische Colonel Morgan und der britische Verbindungsoffizier Corbett”. – “In einer historischen Übersicht würdigte Dr. Egen die Verdienste des Architekten Arnold Böddecker und des Schützenhauptmanns Franz Schreiber um den Hallenbau. “Unser Anfangskapital war eigentlich nur Mut und Gottvertrauen”, sagte der Schützenoberst.

“Den Preis der Schönheit” unter den Hallen im Kreis Soest müsse man unbedingt der neuen Möhneseehalle zuerkennen, erklärte stellvertretender Landrat Oberst a.D. Erich Wolkewitz. Bürgermeister Belke sprach von einer “bewundernswerten Leistung” der Körbecker Schützen und stellte fest, daß die Möhneseehalle eine Attraktion für die gesamte Gemeinde sei. Bundesoberst Lukas Schaa nannte die neue Halle “ein Beispiel für den Schützengeist in heutiger Zeit”.

Die Halle ist fertig. Die Schützen haben Ruh! Aber nicht lange. Denn die ersten auswärtigen Gäste kommen, und die wollen bewirtet werden. Und so geht die freiwillige Arbeit an der Halle fast nahtlos über in freiwillige Mitarbeit in der Halle. Außerdem mußten Küche und Keller noch ausgebaut werden, um eine bessere wirtschaftliche Ausnutzung der Halle zu gewährleisten, meint Franz Schreiber in der Generalversammlung am 29. Januar 1972, in der er zum Geschäftsführer für die Halle gewählt wird. Sparkassendirektor Ferdinand Breker unterstreicht die Vorstellungen von Franz Schreiber und meint: “Bei dem Millionenwert darf nicht vor dem i-Tüpfelchen Halt gemacht werden”. Die Versammlung spricht sich einstimmig für weitere Investitionen aus und gibt dem Vorstand freie Hand.

In der Folgezeit entwickelt sich die Möhneseehalle immer mehr zu einem kulturellen Mittelpunkt für das gesamte Möhneseegebiet und weit darüber hinaus. Schon im ersten Jahr, 1972, finden 67 Veranstaltungen mit rund 30.000 Gästen in der neuen Möhneseehalle statt. Von den Schützenbrüdern, die als Kellner und hinter der Theke arbeiten, und den Frauen in der Küche werden 14.700 freiwillige Arbeitsstunden geleistet. Der “Malocherball” ist ein kleines Dankeschön für die freiwilligen Helfer ebenso wie für die Spender. Für die Veranstaltungen in der Halle wurde im Jahre 1973 der Kulturring gegründet. Franz Schreiber wurde 1. Vorsitzender. Seine Stellvertreter: im ersten Jahr Aloys Schoppe und ab dem zweiten Jahr Ferdinand Risse.

Für die Finanzen ist seit der Gründung bis zum heutigen Tag Heinz-Josef (Atu) Luhmann zuständig. Bei der ersten Bilanz, die Luhmann in der Generalversammlung am 27. Januar 1973 vorlegt ist ein Defizit von 86,14 DM zu verzeichnen.

Das Veranstaltungsprogramm in der Möhneseehalle wird immer vielseitiger und umfangreicher. “Hallenboß” Franz Schreiber entwickelt sich nebenher zum Unterhaltungs-Experten und Künstler-Agenten. So gastieren Karel Gott und Roberto Blanco mehrmals in der Möhneseehalle. Wim Thoelke und Wolfgang Sauer treten auf, Beppo Brehm, alias Inspektor Wanninger, löst einen schwierigen Fall und Heinz Schenk verteilt Bembel im Blauen Bock, der dreimal in Körbecke ein Gastspiel gibt. Ernst Mosch und seine lustigen Musikanten locken ebenso ihr Publikum aus nah und fern an wie das Oberkrainer Sextett, die Bückeburger Jäger und das Luftwaffenmusikkorps III aus Münster, das inzwischen zwölfmal in der Möhneseehalle zugunsten der Möhneseer Altenhilfe aufspielte.

Die Westfälischen Nachtigallen singen in der Möhneseehalle, und die drei Konzerte mit den Wiener Sängerknaben gehören zu den musikalischen Höhepunkten, die die Zuhörer auch aus Soest, Hamm, Lippstadt und dem nördlichen Sauerland hellauf begeistern. Die Jungen werden übrigens in Körbecker Familien untergebracht und sind von der Gastfreundschaft sehr angetan. Von dem Abend mit dem Tanzorchester Kurt Edelhagen schwärmen heute noch alle, die dabei waren. Auch der Westdeutsche Rundfunk “entdeckt” die Möhneseehalle und überträgt am 7. März 1976 das Frühkonzert live aus Körbecke. Ilona Pollaschek interviewt Bürgermeister Aloys Schoppe, Gemeindedirektor Wilhelm Siepmann und natürlich Hallenboß Franz Schreiber. Das Stabsmusikkorps der Bundeswehr sorgt für die musikalische Umrahmung. In den letzten Jahren machte das Jugendsymphonieorchester “Blue Lake” aus Michigan in USA mit seinen Konzerten von sich reden.

Die Zeit der großen Namen und bekannten Orchester aber ist vorbei. Stars und Sternchen tingeln nicht mehr zu erschwinglichen Preisen durch die Provinz. Auch das Interesse des Publikums hat, wie die letzten größeren Veranstaltungen zeigten, nachgelassen. Auf der Mattscheibe sieht man die Künstler zum Nulltarif.

Nach wie vor aber floriert das Geschäft in der Möhneseehalle mit Betriebsfesten, überörtlichen und örtlichen Verbands- und Vereins-Veranstaltungen und politischen Kundgebungen. Die Oberfinanzdirektion Münster und die Regierung Arnsberg versammeln ihre Mitarbeiter in Körbecke, die Stadt Werl lädt ihre Senioren achtmal in die Möhneseehalle ein, die Gemeinde Ense ist mit den Alten zu Gast, die Soester Feuerwehr feiert elfmal am Möhnesee. Betriebsfeste veranstalten in der Möhneseehalle die Firma Hagen-Batterie und die Firma Milke aus Soest; die Westfalenpost und der Westfälische Anzeiger und Kurier aus Hamm feiern mehrere Zustellerfeste. Das Fla-Rak-Bataillon 21 lädt zum Bataillonsfest in die Körbecker Halle, der Landesfischereiverband beschließt das alljährliche Wettangeln mit dem Wiegen der gefangenen Fische und der Siegerehrung, die Volksfürsorge-Versicherung, Hamm feiert verschiedene Betriebsfeste, und die Jägerschaft bewundert bei Trophäenschauen Hirsch- und Sika-Geweihe.

Kurt Biedenkopf, CDU-Vordenker und Landesvorsitzender der CDU Nordrheinwestfalen, sprach zweimal in der Möhneseehalle, in der auch der damalige Bundeslandwirtschaftsminister ErtI und sein NRW-Ministerkollege Diether Deneke zu Gast waren. Zur Polit-Prominenz zählte zweifellos auch Gerhard Löwenthal, wortgewaltiger ZDF-Magazin-Moderator. Der Präsident des Deutschen Bauerverbandes Freiherr von Heeremann war zweimal in der Möhneseehalle. Zu den herausragenden Ereignissen zählten außerdem die Einweihung des letzten Autobahnabschnittes Soest – Haaren der A 44 und die offizielle Vereinigung der beiden Kreise Soest und Lippstadt, die in der Möhneseehalle vollzogen wurden.

Nicht zu vergessen sind die Pfarrfeste der Kirchengemeinde St. Pankartius Körbecke, die Altenfeiern der Gemeinde Möhnesee, die Karnevalsveranstaltungen, die eigenen Schützenfeste – das große Bundesschützenfest 1983 eingeschlossen – die Malocherbälle und die zahlreichen Familienfeiern im Speiseraum.

Ferdinand Risse, nach dem Tode von Franz Schreiber im Oktober 1982 “Hallenboß” und Vorsitzender des Kulturringes hat genau darüber Buch geführt, und in zwei dicken Gästebüchern haben sich die prominenten und die weniger prominenten Gäste und Besucher der Möhneseehalle “verewigt”; sehenswerte Dokumente für die Nachwelt, die von der Bedeutung der Möhneseehalle künden.

Das breite Spektrum der Veranstaltungen stellte nicht nur an die freiwilligen Helfer in Saal und Küche große Anforderungen; im Laufe der Jahre wurde dabei auch deutlich, daß die Halle nicht allen Anforderungen gerecht werden konnte. Die Küche reichte nicht aus und mußte ausgebaut werden, Nebenräume, vor allem Umkleideräume für Künstler fehlten, die Garderobe für das Publikum war bei Großveranstaltungen zu klein, und einige behördlichen Auflagen (z.B. Notausgänge) kamen hinzu.

Also prüften die St.-Pankratius-Schützen erneut ihre finanzielle Lage, kratzten die letzten Groschen zusammen und spuckten abermals in die Hände: Im Herbst und Winter 1982/83 wurde die Halle um ein erkleckliches Stück nach Norden erweitert. Hinter der Bühne wurden Umkleideräume geschaffen, die Garderobe wurde erheblich erweitert, und ein neuer Schießstand wurde angelegt.

Zum 375jährigen Bestehen der Schützenbruderschaft St. Pankratius Körbecke reicht die Möhneseehalle aus. Wie es beim nächsten Jubiläum aussieht, Anno 2011, das bleibt abzuwarten.

Text aus Jubiläumsschrift der Schützenbruderschaft 1986

 

Wissenswertes über die neue Schützenhalle

Planung und Bauleitung:

Architekt Arnold Böddeker

Organisation:

Arnold Böddeker, Dr. Egen, Franz Schreiber mit dem übrigen Vorstand

Ausführung:

Schützenbrüder mit einer Leistung von 42 800 freiwilligen Arbeitsstunden

Bauzeit einschließlich Abbruch der alten Halle:

Gesamteinsatztage 219, volle Samstage 41, Abendarbeit an 178 Tagen

Fassungsvermögen:

Bestuhlung an Tischen für 1000 Personen

Gesamtnutzfläche:

1400 qm (ohne Hausmeisterwohnung) 7000 cbm umbauter Raum

Materialauszug der verbauten Stoffe:

Stahl 28 to; Sand 230 cbm;
Fertigbeton 260 cbm;
Schwerbetonsteine 5 200 Stück;
Kalksandsteine und Gitterziegel 70000 Stück
Schotter, Splitt und Betonkies 1 100 to;
Zement 3 300 Sack; Kalk 800 Sack;
Dachlatten 7500 m;
Isolierungsmaterial 1 500 qm;
Rigipsplatten 1 250 qm;
Rigipsnägel 40 000 Stück;
Wellplatten und Formstücke 1 800 Stück
Wandfliesen 10 000 Stück;
Wand- und Deckenfarbe 2 700 kg;
Terrazzoplatten 40 x 40 cm 5 400 Stück;
Nägel und Schrauben 20 Zentner;
Bauholz 55 fm; Langfeldleuchten 180 Stück;
Elektroleitungen 3 950 m;
Außenputz 800 qm;
Farbe einschl. Innen-Edelputz 40 Zentner;
Baumaschinen- und Lkw-Transportstd. 527;
Traktoren, Frontlader und sonstige Fuhrleistungen rund 250 Stunden