St. Pankratius

Schutzpatron der Schützenbruderschaft

Pankratius-Patrozinien

Die katholische Pfarrkirche in Körbecke am Möhnesee ist seit altersher dem heiligen Pankratius geweiht. Schon die ersten Glaubensboten unseres Landes wußten von dem beispielhaften Zeugnis des vierzehnjährigen Märtyrers in Rom zu berichten. Dieses erklärt auch, daß ihn allein in den alten Bundesländern der Bundesrepublik Deutschland 99 Pfarreien zum Patron haben, davon zehn im Erzbistum Paderborn und hiervon allein vier im Möhnetal. Pankratius-Kirchen im Herzogtum Westfalen sind durchgehend von hohem Alter, wir finden sie in den folgenden Pfarreien unseres Erzbistums Paderborn: Anröchte, Eslohe-Reiste, Geseke-Störmede, Gütersloh, Möhnesee-Körbecke, Paderborn (Marktkirche), Rüthen-Hoinkhausen, Sundern-Stockum, Warstein und Warstein-Belecke.

Legende und Verehrung des heiligen Pankratius

Obwohl sich in den verschiedenen Ausführungen über die Lebensgeschichte des hl. Pankratius teilweise unerklärliche Widersprüche zeigen, ist seine Legende ein Loblied auf den Mut eines Knaben, und mag sie auch nicht bis in die Zeit seines Märtyrertodes hinabreichen, so ist uns doch die sicher beglaubigte Nachricht, daß in frühchristlicher Zeit täglich am Grabe dieses Blutzeugen das heilige Opfer dargebracht wurde, hinlänglich Beweis für das geschichtliche Leben des jungen Helden. Der Name Pankratius stammt aus dem griechischen und heißt „der Allmächtige, sehr Starke” bzw. „Allherrscher”. Die Nachrichten über den hl. Pankratius stammen aus späterer Zeit und sind unsicher. Der Legende nach wurde Pankratius um 290 als einziger Sohn von Kleonios und seiner Frau Kyriada in der Stadt Synnada in der Provinz Phrygien, dem Zentralland des westlichen Kleinasien, geboren. Diese Landschaft liegt in der heutigen Türkei und gehörte damals zu einer römischen Provinz „Asia”. Nach dem Tod seiner heidnischen Eltern, reicher Patrizier (Handelsleute), die zu den vornehmsten Bewohnern in Rom zählten und auch dort begütert waren, kam er im Alter von etwa neun Jahren mit seinem Onkel Dionysius, einem Bruder des verstorbenen Vaters, per Schiff in die Hauptstadt des römischen Reiches, wovon ihm seine Eltern oft begeistert erzählt hatten. Sein ganzer jugendlicher Eifer galt dem Reiten. In Rom aber wartete Christus auf ihn. In derselben Gasse, wo er mit Dionysius Quartier bezog, wohnte auch der Papst und mit ihm viele Christen. Bald kannten sie den munteren Knaben und führten ihn und seinen Onkel Dionysius zu ihrem Oberhirten. Er prüfte sie lange, und da er ihr Herz erkannte, lehrte er sie die Wahrheit des Kreuzes, und schon bald taufte er sie. Dionysius, der treue alte Freund, starb schon nach wenigen Tagen. Pankratius aber wußte, seit er Christ geworden, daß er nicht verwaist war. Er nahm teil an den Gebeten und am Opfermahl der Gemeinde, bis ihn eines Tages Soldaten aufgriffen. Es waren die Ausspäher des Kaisers Diokletian (284-305, + 314), welche das Geheimnis auskundschafteten, daß der junge Pankratius Christ geworden sei. Die Ausspäher eilten mit der Nachricht schnell zum Hof. Der Kaiser erschrak; doch hoffte er, ihn bald durch Güte zu gewinnen und ihm den Glauben an Christus zu entreissen. Er befahl also, ohne Verzug den Jüngling ihm vorzustellen. Die Diener des Kaisers kamen zu Pankratius und taten ihm den Gruß und den Willen des Kaisers kund. Der Jüngling empfing die Boten des Kaisers mit allem Anstand und bat sie um ein wenig Zeit; bald werde er vor dem Kaiser erscheinen. Pankratius merkte wohl, daß sein Glaube dem Kaiser verraten worden sei, daß er zum Tode verurteilt würde. Nachdem die kaiserlichen Diener gegangen waren, eilte er zum Papst, der bisher in stiller Verborgenheit der Verfolgung entgangen war, durch Gottes Beistand die Kirche mit Eifer und Erfolg leitete und die Gläubigen in der Gnade befestigte. Pankratius erbat sich den heiligen Segen des Papstes und seine Fürbitte. Der Papst ermunterte ihn mit kräftigen Worten, betete für ihn und gab ihm den päpstlichen Segen. Der gerüstete Märtyrer besuchte noch einige Christen, deren verborgenen Aufenthalt er kannte, gab ihnen den Rest seiner Güter und nahm weinend Abschied von ihnen. Nun ging Pankratius zum Kaiser. Er war dem Kaiser wohl bekannt. Sein Adel, seine Schönheit und seine gefällige Bildung erwarben diesem hoffnungsvollen Jüngling die Gunst aller Großen des Hofes, und selbst der Kaiser gab ihm schon mehrere Beweise seiner Huld. Doch wegen seines treuen Christusbekenntnisses wurde Pankratius wahrscheinlich im Jahre 304, dem schrecklichsten Jahr der Christenverfolgung, unter Kaiser Diokletian an der Via Aurelia enthauptet. In der Nacht kam eine fromme Matrone (verheiratete Römerin), namens Octavilla oder Oldanilla, nahm den Leib, salbte ihn mit kostbarem Würzbalsam und veranstaltete ein ehrenvolles Begräbnis auf der Begräbnisstätte Calepodius, welche in der Folge den Namen des hl. Pankratius erhielt. Pankratius erhielt im 6. Jahrhundert eine eigene Lebens- und Leidensgeschichte. Sein Namenstag wird im römischen Festkalender seit dem 5. Jahrhundert, allgemein seit dem 8. Jahrhundert, am 12. Mai gefeiert. Papst Symmachus (498-514) ließ über seinem Grab im Jahr 506, als er nach endlosen Kämpfen vom Ostgotenkönig Theoderich dem Großen (455-526) und von der Stadt als Papst anerkannt war, eine Basilika errichten, die heutige Titelkirche San Pancrazio fuori le mura (St. Pankratius vor den Mauern). Sie wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals umgebaut. Am Weißen Sonntag zogen die Neugetauften in feierlicher Prozession zur Basilika des Heiligen, legten dort die weißen Taufgewänder ab, feierten dort den Stationsgottesdienst und erneuerten die Taufgelübde. In England förderte der aus Rom stammende Benediktiner und Missionar Augustin (+ 604), die Verehrung; die erste Kirche Londons wurde dem hl. Pankratius geweiht. Im Jahre 657 schickte Papst Vitalian (657-672) einen Teil der Reliquien an den König Oswin von England. In unsere Gegend brachten die Söhne des hl. Benedikt von Nursia (+ 550) das Kultgut des hl. Pankratius. Die Beliebtheit in Deutschland geht wohl darauf zurück, daß Kaiser Arnulf von Kärnten (896-899), einer der letzten Karolinger, 896 Rom am Pankratiustag eroberte. In Italien, England, Frankreich, Spanien und Deutschland tragen viele Kirchen den Namen des Märtyrers. Eine andere Legende, die vor allem durch die Nacherzählung Wilhelm Hünermanns in seinem Buch „Der endlose Chor – Ein Buch von den Heiligen für das christliche Haus” populär geworden ist, ist allerdings Fiktion. Sie stammt aus dem Roman „Fabiola oder die Kirche der Katakomben” von Kardinal Nicholas Wiseman, der 1854 veröffentlicht wurde und der den Gläubigen in unterhaltender Form das Leben der frühen Christenheit nahebringen soll, deren geschilderte Ereignisse als Ganzes aber keinen Anspruch auf Historizität erheben.

Nothelfer und Eisheiliger

Pankratius zählt seit dem Mittelalter in manchen Gegenden zu den vierzehn Nothelfern der katholischen Kirche, einer Gruppe von vierzehn Heiligen, die vom Volk als Helfer in besonderen Nöten angerufen werden. Der Bauernregel nach ist er der erste der drei Eismänner bzw. Eisheiligen Pankratius, Servatius und Bonifatius, die so heißen, weil an ihren Festtagen zwischen dem 12. und 14. Mai erfahrungsgemäß Kälteeinbrüche zu befürchten sind und weil es für die Ernte von entscheidender Bedeutung ist, ob diese Tage frostfrei bleiben. Je nach landschaftlicher Gepflogenheit werden diese Eisheiligen auch „strenge Herren”, in den Alpenländern die drei „Azi” und bei den Tschechen nach ihren Anfangssilben „Pan Serboni” genannt.

Darstellungen und Attribute

Pankratius wird fast immer jugendlich dargestellt, teilweise in bürgerlicher Kleidung. Im 15. und 16. Jahrhundert, manchmal in ritterlicher Tracht. Oft trägt er eine Krone und ein Schwert in der Hand; im 20. Jahrhundert wurde er gelegentlich mit einem Rosenkorb abgebildet. Ab und zu wird er auch mit Panther und Märtyrerpalme gezeigt. Ferner ist er der Patron der Kinder und Jugendlichen, besonders der Erstkommunikanten, der Eidestreue, der jungen Saat und der Blüten, Hilfe gewährt er gegen falsches Zeugnis und bei Krampf sowie Kopfschmerzen. Der hl. Gregor von Tours (538-594) nennt ihn den „Rächer der Meineide” und erzählt, es sei Sitte gewesen, daß man jene, die einen Eid ablegen sollten, zum Grab des hl. Pankratius führte. Wer falsch schwor, der sei entweder jähen Todes gestorben oder in die Gewalt der bösen Geister gefallen, die ihn sein Leben lang peinigten.

Die Pankratius-Prozession und der Kräsweg

Die Prozession zu Ehren des hl. Pankratius, des Schutzpatrones der Körbecker Pfarrgemeinde, besitzt eine jahrhundertealte Tradition. Einstmals führte sie als Tagesprozession entlang der westlich-nördlichen Gemeindegrenze zwischen dem kurkölnischen Sauerland und der evangelisch gewordenen Soester Börde und entlang der Grenzen des gesamten Kirchspiels, welches damals von Brüllingsen und Völlinghausen bis hin nach Günne und Hewingsen reichte; sie hatte gleichzeitig den Charakter eines Schnadezuges. Die Prozession wurde durch eine Abteilung Männer eröffnet, welche Äxte und Beile mitführten und jedes die Grenze versperrende Hindernis, Gestrüpp, Baumzweige u. a. entfernten. Dieselbe verließ des Morgens schon frühzeitig die Pfarrkirche und ging auf der südlichen Grenze des Pfarrbezirkes im Möhnetal abwärts. Darauf folgte man der Westgrenze bis zur Altareiche, oberhalb Günne am Haarwege. Gegen neun Uhr wurde das Hochamt anstatt in der Pfarrkirche auf einem dort errichteten Altar an jenem Platz gehalten, auf welchem ursprünglich eine alte, hohe Eiche stand, die wahrscheinlich durch Blitzschlag zugrunde gegangen ist, und durch eine Linde ersetzt wurde. Nun ging es zum Kräswege, der sich bis zum Körbecker Tollpost hinzieht, der Nordgrenze des Kirchspiels und auf diesem Wege östlich weiter. Kräs ist der plattdeutsche Name für Pankratius. „Kräsweg” heißt also Pankratiusweg und hat seinen Namen von dieser Prozession. Er verbindet in oft krausen Bogen ein Haardorf mit dem anderen. Mehr als ein Feldweg ist er nur an wenigen Stellen. Am Mittag war man in Berlingsen; hier wurde eine längere Rast gemacht, um das Mittagsmahl, mitgebrachte Speisen, die jeder bei sich trug, zu verzehren. Gegen drei Uhr nachmittags war man in Brüllingsen, wo die geistlichen Herren Kaffee erhielten, und ging dann auf der Ost- und Südgrenze über Völlinghausen nach Körbecke zurück, wo man des Abends anlangte. Als Südgrenze haben wir die Grenze der Flur am Arnsberger Wald zu betrachten. Der Arnsberger Wald war damals noch nicht Eigentum der Gemeinden, sondern diese besaßen nur gewisse Rechte. Im Anschluß hieran sei eine Geschichte erzählt, die im Volk bis Anfang dieses Jahrhunderts noch immer fortlebte: es ist die Hexenverbrennung in Neuengeseke. Doch haben wir es nicht mit der Bestrafung für vermeintliche Zauberei zu tun, sondern die sogenannte „Hexe von Neuengeseke” sollte vielmehr Kindesmord und andere schwere Verbrechen begangen haben und war deshalb zum Feuertod verurteilt worden. Es soll eine verkommene Person gewesen sein, ohne jeden Glauben, die den Geistlichen, der ihr auf dem letzten Gange Trost zusprach, ins Gesicht spuckte. Am Pankratiustage habe diese Hinrichtung stattgefunden und als die oben erwähnte Prozession in Berlingsen Rast machte, sah man den Rauch des brennenden Scheiterhaufens aufsteigen. Darum hätten viele die Prozession verlassen und seien voll Neugierde nach Neuengeseke geeilt, um dem traurigen Schauspiele beizuwohnen. Im Laufe der Zeit änderte sich der Prozessionsweg wohl mehrfach. Übriggeblieben ist die sogenannte „Prozession nach Berlingsen”, die auch zunächst nicht unmittelbar durch das Dorf verlief, sondern vom Prozessionsweg direkt auf das Ehrenmal zuging. An dieser als Segensstation dienenden Statte wurde früher zusätzlich noch eine Predigt gehalten. Später, als die Prozession ihren jetzigen Verlauf nahm, wurde das Dorf besonders festlich geschmückt. Fahnen, Birkenbüsche sowie Blumen säumten die Straße. Darüber hinaus waren zahlreiche Ehrenpforten und Hausaltäre äußere Zeichen der frommen Einstellung der Dorfbewohner. Erhalten hat sich bis heute das Läuten der Berlingser Dorfglocke auf dem Hof Bömer. Bis auf den heutigen Tag ist zwar vieles von dem wieder entfallen, doch die Teilnehmerzahl bei der Pankratius-Prozession, die an dem Sonntag vor oder nach dem 12. Mai, Namensfest des hl. Pankratius, abgehalten wird, ist nach wie vor groß.

Quelle: “Die Pfarrkirche St. Pankratius in Möhnesee-Körbecke”,
Herausgeber: Katholische Pfarrgemeinde St. Pankratius, Möhnesee-Körbecke